Freitag, 28. Dezember 2012

Umzug zu Wordpress

Ab sofort bin ich unter folgendem Link bei Wordpress zu finden:

http://iloartbonn.wordpress.com/

Hier werde ich nichts mehr veröffentlichen, aber ich würde mich freuen, wenn ihr meinem neuen Blog folgt.
Die bisherigen 10 Artikel wurden dorthin übertragen.

Montag, 25. Juni 2012

Eine ganz besondere Sommersonnenwende

Zur Sommersonnenwende lasse ich mir für meine Freundinnen immer etwas Besonderes einfallen. Die Tage sind so lang, dass man sie richtig nutzen kann und sich in der Natur ein besonderes Plätzchen suchen kann. Vor vielen Jahren war ich mit zwei Freundinnen an der Steilwand des Stenzelberges, der eine ganz eigene Stimmung zauberte. Dort erlebten wir ein nahendes Gewitter, das wir in der Ferne erkennen konnten, das uns jedoch nicht erreichte. Zudem war es abenteuerlich, auf diesen Berg herauf und auch nachts im Dunkeln wieder herunter zu kommen.

Letztes Jahr wollten wir eigentlich ein ferneres Ziel anpeilen, dass zur Sommersonnenwende ohnehin ein richtiger Festort ist - die Externsteine. Dies klappte jedoch nicht, da damit auch eine Übernachtung verbunden wäre. Zudem ist dort ja doch immer sehr viel los und es wird schwierig, einen Platz auszumachen, an dem nicht allzu viele Touristen herumstromern. Somit haben wir uns entschieden, ins Langfigtal an die Ahr zu fahren. Dies ließ sich gut organisieren, da es mit dem Zug gut zu erreichen ist. Allerdings spielte hier das Wetter überhaupt nicht mit und ließ uns kräftig nass werden und frieren. Für eine Sommersonnenwende war es wirklich ein reichlich nasser Tag, den wir nach der verzweifelten Suche nach einem geeigneten Platz dann unter einer kleinen Brücke an der Ahr verbrachten. Trotz allem haben wir dort campiert, eine Spirale aus Kräutern und Teelichtern gelegt und gemeinsam gegessen. Die Natur in diesem Tal ist schier beeindruckend, da der kurvige Flusslauf, die steilen Felswände, die Hänge auf den Kräuter wachsen und die schmalen Wege eine besondere Landschaft darstellen, die unter Schutz steht. Somit war die Sonnenwende 2011 dort trotz des Wetters auch ein besonderes Erlebnis.

Tempelgebäude
Dieses Jahr waren wir wieder zu dritt und ich schlug vor, diesmal an einem alten Tempelbezirk in der Nähe von Aachen zu feiern. Es handelt sich um das Varnenum, ein gallo-römischer Tempelbezirk, dessen Mauern z. T. wieder rekonstruiert sind und der wesentlich größer war als der Matronentempel. Die Anlage liegt etwas am Hang und bietet somit auch einen Rundumblick. Somit fuhren wir morgens von Köln los um in Aachen Rothe Erde in den Bus zu steigen. Von dort aus brauchten wir noch über eine halbe Stunde, bis wir den Tempel erreichten. Der Fußmarsch war jedoch nicht lang und wir sahen den Tempel bereits von der benachbarten Straße.

Die Landschaft drumherum ist von Landwirtschaft geprägt. Um den Tempel herum weiden viele Kühe, die dem ganzen einen gemütlichen Touch geben. Der Tempel jedoch hinterlässt schon beim Ankommen eher einen wilden Eindruck. Überall wächst das Gras aus den Mauern - hoch hinaus - als wollte es einem direkt zeigen, dass das hier pure Vergangenheit ist und kaum noch im wissenschaftlichen Interesse steht. Die Rasenflächen drumherum sind jedoch gemäht und die beiden größeren Abschnitte des Tempels sind über die breiten Steintreppen auch begehbar. Allein die Steintreppen wirken im Vergleich zum Matronentempel pompös, man kann sich bildhaft vorstellen, wie groß die Gebäude gewesen sein müssen und welche großen Säulen die Gebäude zierten. Natürlich habe ich mich vorher bereits über die Anlage informiert und auch Bilder gesehen, die die ursprüngliche Form der Gebäude zeigen. Die Römer waren für mich bereits solche Baukünstler, dass es traurig ist, zu lesen, dass Steine dieses Tempels später für eine Kirche verwendet wurden. Hier zeigt sich wieder einmal der Wandel der Bedeutung vom Heiden- zum Christentum.

Doch es scheint so, als wüssten viele der Besucher, die wir an diesem Tag beobachten konnten auch heute kaum, um was es sich bei diesen Mauern handelt. Sie sitzen verstreut auf der Wiese oder auf den Mauern und rauchen. Lassen ihre Zigarettenstummel einfach liegen, ebenso Bierflaschen. Zudem gehen viele Hundebesitzer mit den Tieren über das Gelände und hinterlassen dort unappetittliche Spuren. Beim Ausrichten unseres Medizinrades müssen wir schon aufpassen, dass wir nicht in einer dieser Häufchen treten.

Doch für das Aufstellen eines solchen Medizinrades erweist sich das Gelände trotz allem als ideal, da es kurzgemäht ist und relativ eben. So platzieren wir die Mitte, in der wir zu Beginn und Ende des Rituals auch sitzen, großflächig in die Mitte des Tempelgeländes. Drumherum markieren wir zunächst mit Steinen die vier Himmelsrichtungen, die das Grundgerüst eines jeden Medizinrades darstellen. Natürlich haben die vollständigen Medizinräder aus der indianischen oder sibirischen Kultur bis zu 40 Steine mit weiteren unterschiedlichen Bedeutungen. Doch dies ist für unser Medizinrad erstmal nicht nötig. Wie ich aus einem Buch gelernt habe, spielen die Himmelsrichtungen und die Mitte die größte Rolle, da sie mit uns selbst am meisten zu tun haben. Alles andere baut auf dieses Grundgerüst auf.

Medizinrad-Skizze
Somit zeige ich anhand einer Skizze, wie das Ganze aufgebaut ist und stelle weitere Analogien wie der Tagesablauf, der Jahresablauf oder die Lebensalter vor, die sich im Medizinrad gut darstellen lassen. Auch die Elemente werden den Himmelsrichtungen und bestimmten Phasen, sowie auch den Jahreskreisfesten zugeordnet. Die Mitte hingegen ist der Platz, an dem nichts mehr bewertet wird. Wie ein Ausguck kann ich hier alles überblicken und schauen, wo ich stehe.

Wir starten somit in der Mitte mit der Verdeutlichung der Elemente, die zu unserem Kreis gehören und mit einer Atemübung, die uns ein wenig erden soll. Die Sonne strahlt zwischendurch immer wieder vom Himmel, aber weil Wolken und Wind die Wärme verdrängen, spüren wir davon nichts. Wir starten unsere Reise durchs Medizinrad im Osten, dort wo alles beginnt. Hier stelle ich aus dem Tarot die Karte "Der Narr" auf, da er die Eigenschaften des Ostens gut verkörpert. Zu Beginn gibt es erstmal eine Richtung, die alles nimmt und wir haben noch einen gewissen Überblick. Wir können gewisse Dinge planen und uns an dem, was wir bis jetzt wissen, orientieren. Dazu gehört jedoch auch Mut und Vertrauen, dass sich die Dinge so entwickeln, wie wir uns das wünschen. Das gilt insbesondere für richtige Neustarts. Wir sprechen über dieses Thema, legen Gegenstände ab, die uns mit dem Osten verbinden, suchen Tiertotems heraus, die dazu passen und nehmen die Eindrücke mit zu unserer nächsten Station, dem Süden.

Der Süden
Im Süden wird es natürlich sehr geschäftig und sehr warm, den wir sind im Mittag angekommen. Am Punkt der höchsten Aktivität erkennen wir Situationen, die mit diesem Thema zu tun haben und erkennen auch, wieviel Aktivität für unser Leben gesund ist und wo wir unsere Grenzen spüren. Wir suchen nach Möglichkeiten der Ruhe, die zwischendurch nötig ist und wenn diese Gelegenheiten auch noch so klein sind. Wir räuchern ein wenig und stellen Kerzen auf, um die Feuerenergie nochmal deutlich zu machen. Hier stehen nun "Die Kraft" und "Die Sonne" als Tarotkarten vor uns, die den Süden verkörpern.

Doch natürlich lassen wir uns vom Süden nicht "verbrennen". Wir wandern weiter Richtung Westen, in die Phase des Nachspürens und Reflektierens. Mit dem Westen ist der Abend und eben auch der Feierabend verbunden. Wir nutzen diese Station für ein Gespräch, um auch Bilanz über das Jahr zu ziehen. Die erste Jahreshälfte ist bereits verstrichen und jeder von uns hat - mehr oder weniger - eine Menge erlebt und neue Erfahrungen gemacht. Auch mir wird bewusst, was ich da eigentlich alles durchgemacht und hinter mich gebracht habe. Es war eine schwere erste Jahreshälfte, die ich doch gemeistert habe und froh bin, dass sich viele Dinge gut entwickelt haben. Ich erläutere auch zudem, dass der Westen auch mit Abschied verbunden wird. Dinge werden beendet. Bildhaft sehe ich dabei den Hafen der Elben in Herr der Ringe vor mir, auch "Grey Havens" genannt, an dem die Elben von Mittelerde in den Westen, irgendwo ins Nirvana segeln.

Mit unserer Weiterreise nimmt jegliche Aktivität ab. Der Norden ist unsere letzte Station, so wie er auch unsere letzte Lebenszeit darstellt. Er verkörpert Stille und die Ausrichtung nach innen. Materielle Dinge, Aktivitäten, bewusstes Handeln spielen nicht mehr eine so große Rolle. Der Norden ist der Winter, die Ruhezeit. Die Zeit zwischen den Jahren, wenn das Rad stillsteht. Für jeden von uns ist der Norden die Zeit nach einem großen Projekt, nach einer Trennung, zwischen zwei Lebensphasen. Der Norden kann aber auch Kraftort für uns sein, ein Moment der Entspannung, ein Hobby, das wir gerne ausüben, das uns zur Ruhe kommen lässt. Wir fragen uns, wo unsere Kraftorte sind und ob wir sie genug nutzen können. Es ist interessant zu hören, welche Ähnlichkeiten sich ergeben, aber auch, welche unterschiedlichen Definitionen wir für Ruheorte und Ruhepunkte haben. Auch wenn diese Station von einem Wort namens "ENDE" umgeben ist, wird sie doch von meinen Freundinnen als angenehm empfunden. Rückzug ist nicht immer etwas Negatives. Wir erleben, dass daraus wieder neue Kraft entsteht, die das Rad des Lebens erneut in Bewegung bringt.
Der Norden

Somit gehen wir am Schluss noch einmal zurück in die Mitte und überblicken jetzt noch einmal alle Stationen. Wir überlegen, wo wir uns positionieren können, was meinen Freundinnen und mir zunächst schwer fällt. Und doch finden wir klare Worte dafür. Mit einer Übung zur Aufhebung der Gegensätze beenden wir die Medizinradreise und lassen erstmal alles so liegen.

Mit einem schönen Essen innerhalb der Tempelmauern schließen wir den Tag ab. Wir machen abschließend noch ein gemeinsames Foto von uns und räumen alle Dinge wieder ein. Der Tempel ist währenddessen schon längst wieder von trinkenden Leuten belagert, von denen wir uns aber nicht stören lassen. Inzwischen habe ich mich nach all den Jahren an Störenfriede und Spaziergänger gewöhnt und nur dann, wenn es zu störend wird, versuche ich, mit den Leuten zu reden. Es sind nun mal öffentliche Plätze, an denen wir feiern und jeder hat das Recht, sich dort aufzuhalten. Schade ist letztlich nur, dass es am Varnenum keine Informationsmöglichkeit für die Besucher gibt. Der Zugang zum Gelände ist durch eine Straße erreichbar, aber kein Informationsschild weist auf die historische Bedeutung dieser Anlage hin. Am Matronentempel in Nettersheim hingegen steht eine große Infotafel für Besucher und das Ganze ist gut ausgeschildert. Trotzdem ist auch hier der Verfall der rekonstruierten Mauern und der unsachgemäße Umgang mit dem Bau schon deutlich zu erkennen.

Mir ist am Ende des Tages klar: Wir sind in dieser Gegend sehr reich beschenkt mit den Funden unserer Vergangenheit. Es gibt noch soviel zu entdecken und doch wissen es viele einfach nicht zu schätzen. Es wäre schön, wenn sich daran noch etwas ändern würde.

Mit diesem Tag habe ich versucht, auch das Medizinrad greifbar zu machen. Es ist keine komplizierte indianische Konstruktion, sondern eine Orientierungshilfe, die jeder in sich trägt. Es war eine gute Entscheidung, dieses Rad zur Sonnenwendzeit aufzustellen, weil Entscheidungen und Handlungen gerade jetzt besonders deutlich werden und wir im Allgemeinen im Sommer aktiver sind. Ich hoffe, dass ich noch mit einigen Menschen auf verschiedene Art und Weise solche Medizinräder bauen kann, denn es kann enorm helfen, viele Aspekte deutlich zu machen.


Donnerstag, 29. März 2012

Frühlingserwartungen...

Ostara ist da. Für viele ist das ein Begriff, den sie mit Ostern in Verbindung bringen. Doch Ostara, das alte Fest des Frühlings und der Fruchtbarkeit ist viel älter. Sie wird heute auch als Göttin verehrt, auch wenn nie ganz klar wird, ob sie unseren Vorfahren wirklich so bekannt war. Die Vorstellung, dass eine Kraft personifiziert in einer Göttin das Land zum Blühen bringen kann, ist jedoch für den Menschen eine lebensnahe Vorstellung. Jeder spürt die Energie der ersten Sonnenstrahlen, der Vögel, die in dieser Zeit besonders gut zu beobachten sind und uns ihre Lieder singen. Jeder spürt die Energie eines jeden Grashalmes, der mit Gewalt immer weiter zum Himmel wächst - ebenso wie die Zweige der Bäume, die Blätter, die Blüten. Jeder fühlt die Energie in der Luft, die durch summende Insekten wie Hummeln und Bienen bestimmt ist - aber auch durch das lautlose Flattern des Schmetterlings.

Im Frühling bleibt niemandem mehr verborgen, was sich im Winter noch lange verborgen hält - das Wiederaufleben der Erde, der Tiere und Pflanzen. Wir selbst bleiben nicht "verschont" von dieser Energie. Wie auf natürliche Art und Weise nutzen wir diese Zeit, um uns selbst "fit" zu machen, alten Ballast des Winters, auch den vergangenen Jahres von uns zu schütteln und uns wieder mehr zu bewegen. Eine Zeit der Erneuerung bricht an. Waren die Tage an Lichtmess schon ein wenig heller, so kurbelt das Licht jetzt eine Reihe von Stoffwechselprozessen an und überfordert uns auch ein bißchen, was sich in der Frühjahrsmüdigkeit äußert.

Die "Reinigungszeit", wie die Zeit zwischen Lichtmess und Beltane im Wicca genannt wird, hat immer eine wichtige Funktion: Sie lässt uns erkennen, welche Dinge wir benötigen und welche nicht. Sie lässt uns Vorbereitungen treffen und Pläne schmieden, die wir im Lauf des Jahres realisieren wollen. Diese Zeit ist auch eine Zeit des Säens, der Bodenvorbereitung, der Planung von den Ernten im Sommer und Herbst. Wir sind nun an der Reihe, dafür zu sorgen, dass unsere Saat aufgeht und wir auf jeder Ebene - ob privat oder beruflich, ob bei Freunden oder in der Familie immer nicht in alten Rollen verharren.

Nicht alle Pläne werden aufgehen und manchmal gehört auch ein wenig Mut dazu. Aber die Energie, die nun um uns herum herrscht, gilt es nutzen. Sei es für den Wohnungsputz, die Entrümpelung des Kellers oder Speichers, Umzugspläne, Veranstaltungen, das Studium, den Beruf und alle Dinge, die uns wichtig erscheinen.

Für mich persönlich stellt diese Zeit auch immer ein Hindernis dar. Wenn die ersten Baumpollen fliegen, insbesondere die Birke, dann muss ich mich mit Ausflügen in die Natur meist noch gedulden. Seit langer Zeit muss ich mit dieser Allergie leben und auch Verzicht lernen, was natürlich nicht immer leicht fällt. Trotzdem kann ich diese Zeit auch nutzen, um mich auf das Jahr einzulassen und meine Vorbereitungen zu treffen.

In diesem Jahr sehe ich auch, ob meine Saat, die ich sähe, wirklich aufgeht. Ich arbeite an meiner Abschlussarbeit und beende damit einen wichtigen Lebensabschnitt: Mein Studium. Ich merke, dass es mir nicht immer leicht fällt, genug Disziplin für den Schreibtisch aufzubringen und dass sich Unruhe einschleicht, die die ständigen Fragezeichen in meinem Kopf für die Zeit nach dem Studium wieder ans Tageslicht bringt.

Dennoch weiß ich, dass ich am Ende eine Ernte erleben werde. Dass ich mich dafür eingesetzt habe, dass ich ein gutes Ergebnis habe und somit auch mit einem guten Gefühl einen Schlussstrich ziehen kann. Dieses Bewußstein ist mehr Wert, als das eigentliche Ergebnis. Es zeigt mir, dass ich Wissen und Planungsvermögen einsetzen kann und natürlich auch, welche Stolpersteine und Pannen zu einem solchen Vorhaben gehören.

Ostara werde ich mit meinen Freunden auch in diesem Jahr wieder feiern. Es ist ein Zeitpunkt des Innehaltens, aber auch der Freude. Während wir verschiedene Bräuche und schamanische Elemente in unser Ritual mitnehmen, leben wir ein Stück unserer Gefühlswelt aus und erneuern die Bindung zur Natur. In Gesprächen klären sich Hoffnungen, Sorgen und Pläne und mit Übungen lockern wir Blockaden und Ängste.

Letztlich halten wir für den einen Moment inne, eine Station auf dem Weg durch den Jahreskreis, die wir mit Jugend, Erfahrungen, Aussaat und Zielen verbinden. Ich wünsche euch allen eine schöne Frühlingszeit und ein schönes Osterfest!

Freitag, 23. Dezember 2011

Das Jahr geht zu Ende....

Keine Sorge, ich werde nicht das ganze Jahr analysieren. Aber ein bißchen Rückschau auf die "Highlights" werfen, ein paar Gedanken zum Ende des Jahres loswerden...

Ich hoffe, für alle, die dies lesen, ist das Jahr gut verlaufen. Die Hochs und Tiefs habe ich dieses Jahr bereits zweimal analysiert. Zu Mabon, der Herbst- Tag und Nachtgleiche habe ich mit meiner Freundin das erste Mal ein sibirisches Medizinrad gelegt. Diese rituelle Arbeit ging über Stunden und wir haben diese Art von Analyse und Rückblick auf das Jahr sehr intensiv empfunden. Es lässt sich anhand des Rades, das aus dem Schamanismus stammt, sehr gut darstellen, wo und an welchen Stationen man gestanden hat und wo man jetzt steht. Weiße und schwarze Fäden haben gute und schlechtere Zeiten im äußeren Kreis des Jahres verdeutlicht. Wir haben beide eine recht ausgewogene Verteilung am Ende im Kreis gesehen. Aber da fehlten auch noch ein paar Monate bis zum wirklichen Ende 2011.

Zur Wintersonnenwende kam eine weitere Freundin in unseren kleinen Jahreskreiszirkel. Nun sind wir zu dritt und da sich Harmonie schnell eingestellt hat, hoffe ich, dass wir nun öfter zusammen feiern. Auch zu diesem Fest nahmen wir drei einen Jahresrückblick vor und malten unser Jahr einfach farbig auf ein Blatt Papier. Mit Namen von Ereignissen und Personen, die uns bewegt haben kamen wir nochmal auf einige Themen zurück. Ich habe sehr viele positive Dinge erlebt, wie z. B. sehr schöne Konzerte, Wiedersehen mit einer Musikerin, Freundinnen. Eine Pilgerfahrt zum Matronentempel und eine in die Historie von Zülpich, die ebenfalls mit den Matronen zu tun hat.

Der Matronentempel ist zu einem wirklichen Pilger- und Rückzugsort für mich geworden. Im Lauf des Jahres bin ich immer wieder dorthin gefahren, habe Ruhe gesucht, kleine Opfer mitgenommen, Fotos gemacht, die Veränderungen der Jahreszeiten in ein und derselben schönen Landschaften erlebt. Nun, zum Ende fehlt mir noch der Schnee. Aber der wird wohl ausbleiben, die Tendenz geht nach meiner Beobachtung eher hin zu einem milden Winter.

Für mich, als Winter- und Herbstliebhaber ist das natürlich sehr traurig. Ich gehe gerne und viel raus in den Schnee, aber auch bei frostigen Temperaturen und Sonnenschein. Die letzten zwei Jahre sind wir damit überhäuft worden und auch zukünftig müssen wir uns mit weniger Schnee und Eis zufrieden geben. Der Klimawandel hinterlässt an uns allen seine Spuren und hat dieses Jahr bereits seine "Symptome" gezeigt. Es wäre schön, wenn Fortschritte in der Klimapolitik erkennbar wären, aber nach der letzten Klimakonferenz, die im Prinzip gescheitert ist, glaube ich momentan nicht mehr daran. So muss wohl jeder von uns seinen Teil weiterhin leisten.

Meine Kreativität hat mich auch dieses Jahr nicht losgelassen. Im Winter bzw. Frühjahr diesen Jahres malte ich das "Cherry Red Girl" auf Leinwandkarton. Es entstand aus dem gleichnamigen Song von Seth Lakeman, zudem ich mir immer mal wieder Gedanken machte. Das Motiv, sprich das Mädchen selbst, landete dann im Sommer nach ein bißchen Computerbearbeitung auf einem T-Shirt, das ich im Oktober dann auch auf einem Seth Lakeman-Konzert trug. Eine weitere Arbeit ist inzwischen abgeschlossen. Sie wird aber erst im Februar/März 2012 auf meiner Homepage in der Rubrik Kunst in der "Wallis Bird section" vorgestellt. Meine Finger stehen nun auch im Winter nicht still. Wenn ich jetzt auch meist weniger Energie zum Malen und Zeichnen habe, so habe ich mich der Handarbeit gewidmet. Ich habe das Stricken erlernt und habe schon ein großes Dreieckstuch und einen Schlauchschal fertig. Gerade arbeite ich an roten Stulpen mit Lochmuster, die mit schwarzen Samtbändern noch aufgepeppt werden. Ein Ende der Stricksucht ist noch nicht in Sicht.

Das Jahr 2011 war außerdem ein Jahr, in dem ich vieles zuende gebracht habe, gleichzeitig aber neue Erfahrungen gesammelt habe. Mein Praktikum war voller neuer Erfahrungen und Kreativität. Ich habe zudem an einer Hauptschule innerhalb weniger Tage einen Schwarzlichttanz auf die Bühne gebracht, ohne die Kids vorher zu kennen oder irgendeine konkrete Idee zu haben. Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und mir gezeigt, dass ich diese Dinge auch nach so vielen Jahren noch kann.

Sehr sportlich war ich sonst wohl nicht, auch wenn ich endlich das erste Mal einen Segeltörn mitmachen konnte. Die Verbindung zum Meer hat sich damit noch verstärkt, auch mein Wunsch, irgendwann den Segelschein zu machen. Zudem habe ich einen Schwertkampfworkshop besucht, bei dem japanische Schwertkampfkunst gelehrt wurde. Das Üben mit den Holzschwerten war eine neue Erfahrung, auch, dass jede Bewegung wie beim Tanz perfekt sitzen muss.

Ich denke, ich kann dieses Jahr überwiegend erfolgreich abhaken. Ich nehme eine Menge mit ins nächste Jahr, in dem viel Neues auf mich zukommen wird. Das Studentenleben geht dann so langsam zuende, viele Entscheidungen stehen an. Ich wünsche euch ein schönes Weihnachten oder "God Jul", wie man auf schwedisch sagt. Auch etwas, das ich im nächsten Jahr weiterlernen werde: Die schwedische Sprache. Ich hoffe, ihr habt eine ruhige Zeit und kommt gut durch die Rauhnächte. Gott nyår!

Samstag, 24. September 2011

Hiss die Segel! Es geht in den Herbst....

Seit einer Woche bin ich wieder im Rheinlande ;-)...
Und nun beginnt der Herbst, der strahlende, wenn auch noch nicht so goldene Herbst. Die Sonne scheint vom Himmel, morgens gibt es den ersten Nebel, die ersten Blätter fallen, die Nächte werden kalt und länger. Es ist Mabon, die Zeit der Herbstäquinox, in der Tage und Nächte für kurze Zeit gleich lang sind, bevor die Dunkelheit ihren Triumphzug antritt und unsere Tage mehr und mehr zu Nächten werden...

Stürmische Böen und Regen habe ich in einer Woche auf Norderney erlebt, ganz andere Gewalten, ganz andere Gegensätze als hier, wo es manchmal tagelang regnen kann, alles grau in grau verschwimmt, der schnelle Wechsel von Sonne, Regen und Windböen aber eher eine Ausnahme bleibt. Auf Norderney habe ich sowohl ruhige, sonnige als auch sehr windige Tage erlebt. Als wir ankamen, herrschte noch Sommer - es war erstaunlich warm, die See war fast vollkommen ruhig und wir konnten einen herrlichen Sonnenuntergang genießen. Spaziergänge durch den Ort waren kein Problem, aber der Wind nahm von Tag zu Tag zu.

An einem sehr verregneten Tag machten wir uns dennoch abends auf in die Stadt, um etwas essen zu gehen. Zu dieser Zeit waren nur wenige Touristen unterwegs und auch die Straßen wirkten fast wie leergefegt. Wir beschlossen also über den Weststrand auf dem Deichweg nach Hause zu gehen. Außer dem bißchen Laternenlicht sahen wir eine Weile weit breit nichts, außer Lichtern in der Ferne und zwischendurch ein wenig Mondlicht. Es wirkte alles ein wenig unheimlich, die schwarze Wolkenwand, die ich über dem Wasser noch gerade so erkennen konnte und die stetig auf die Insel zutrieb, die paar Lichter vom Festland und der Siedlungen auf der Insel. Der Weg erschien uns ewig. Und zum ersten Mal begriff ich auch die mystische, dunkle Seite der Insel und der Nordsee. Was die Menschen in früheren Jahren und vielleicht heute immer noch zu Erfindungen von Seemannsgarn und Gruselgeschichten an der Küste bewegt. Tagsüber wirkt alles noch relativ harmlos, nachts, bei solchen Wetterlagen kehrt sich der friedliche Eindruck schnell um. Anders erscheint das Meer dann wiederrum, wenn der Vollmond scheint, die Wellen sich wie weiße Seile über eine dunkle Fläche ziehen und alles gewaltiger und schöner erscheint, als es das bei Sonnenschein - blau in blau - jemals sein könnte.

In diesen Tagen hat sich für mich auch das erste Mal ein Wunsch erfüllt - ich wollte einmal auf dem Meer segeln und das Gefühl kennenlernen. Ich bin schon immer gerne mit Schiffen gefahren, schon als Kind wollte ich immer wieder an den Rhein und habe den Wind und das Wasser geliebt. Meine Oma hat somit den einen oder anderen Schiffsausflug mit mir gemacht. Alle Fährfahrten über Nord- und Ostsee - und seien sie noch so kurz - habe ich immer sehr genossen und mich sehr darauf gefreut. Aber es gab mir nie das Gefühl, dem Wasser wirklich sehr nahe zu sein, das Prinzip von Fortbewegung auf dem Wasser wirklich zu begreifen. Auf einem Segelboot ließ sich das viel urspünglicher und schöner erleben. Wir hatten Glück, dass wir am vorletzten Urlaubstag noch mitsegeln konnten und wurden per Motorboot zum Segelboot befördert.

Drei Leute waren an Bord, der Skipper, ein erfahrener Segler, der am Steuerrad stand - und seine Frau. Mit Rettungswesten waren wir für den Notfall ausgerüstet und anfangs war ich auch ein bißchen aufgeregt. Zunächst fuhren wir noch mit dem Motor ein Stück raus, mein Blick ging immer wieder zu Norderneys Küste, dem Weststrand. Von der Fähre aus hat man auch einen schönen Blick, aber nun bekam ich auch die Nordseite mal vom Meer aus zu sehen. Zwischendurch kamen wir immer mal wieder ans Arbeiten: Ich schaltete den Motor aus, die Segel wurden in die richtige Position gebracht, an Leinen gezogen, gekurbelt, festgezurrt. Eine mir fremde Welt, die ich so schnell wie möglich begreifen wollte. Die ersten Momente, in denen ich schräg über dem Wasser hing, waren mir noch ein wenig unheimlich - aber dann fand ich richtig Gefallen daran, auf den Wellen zu kurven. Zugegeben - ich habe einen guten Gleichgewichtssinn. Ich habe als Kind viel getanzt und tue es immer wieder mal, vielleicht hilft mir das, auch bei viel Bewegung das Gleichgewicht zu halten. Das ruhige Segeln auf dem Wasser beeindruckte mich mehr als die motorisierten größeren Schiffe, mit denen ich bislang gefahren bin (es sind keine Kreuzfahrtschiffe gewesen ;-). Unser Skipper war bester Laune und erzählte viele lustige Geschichten und Anekdoten. Nachdem wir schon wieder Richtung Weststrand segelten, durfte ich das Steuerrad übernehmen. Ein kleines Highlight an diesem Tag war für mich ein Rotkehlchen, das aus heiterem Himmel von der Seeseite auftauchte und plötzlich auf unserem Boot zwitschernd ein paar Sekunden Pause machte, bevor es Richtung Norderney weiterflog. Absolut verblüffend, aber wohl keine absolute Seltenheit! Nun hieß es Bojen und andere Ziele anpeilen und kreuzen - und das bis zum Hafen. Die Wendemanöver waren ungewohnt aber sehr spannend. Es machte sehr viel Spaß und ich strengte mich an, um alles richtig zu machen.

Mir wurde schnell klar, dass das nicht mein letzter Segeltrip war und ich dachte darüber nach, vielleicht wirklich irgendwann einen Schein zu machen. Natürlich gibt es auch hier wie bei anderen "Fortbewegungsmitteln" Einiges zu beachten und alleine segeln wäre auf diesem Boot ohnehin nicht möglich - zumindest kann ich mir das bei den vielen Aufgaben, die man so (gleichzeitig) machen muss, nicht vorstellen. Nach diesem Ausflug ging ich auch nicht schwankend vom Boot, wie ich es anfangs vermutet hatte. Ich hatte noch Stunden danach genug Endorphine im Blut, um auf Wolke Sieben zu schweben. Um so schwerer fiel mir am nächsten Tag der Abschied von der sonnigen Insel, als ich auf der Fährüberfahrt dem Skipper auf dem Boot noch einmal winken konnte!

Der Abschied vom Meer ist immer schwer, diesmal - mit der kleinen Segelerfahrung im Gepäck - fiel es mir noch schwerer, die mit den Jahren gewachsenene "Nabelschnur" zwischen mir und dem Meer zu durchtrennen. Natürlich weiß ich, dass ich wiederkomme. Aber die Abstände sind mir oftmals zu lang, die Wege zu weit, die Möglichkeiten nicht immer da.

Nun beginnt der Herbst und mit ihm ohnehin eine Zeit des Abschieds. Die Fruchtbarkeit kehrt in die Erde zurück. Die Ernte vieler Früchte steht an, viele Felder sind bereits abgeerntet, Früchte und Gemüse zu haltbaren Lebensmitteln verarbeitet. Für viele, die heidnisch geprägt sind, bedeutet dies auch Bilanz zu ziehen über den Verlauf einiger Dinge, seien sie privat oder beruflich. Jeder fährt seine persönliche Ernte ein. Viele Dinge konnten wir bis dato gut steuern, haben alles getan um sie zu verwirklichen oder haben sie schleifen lassen. Andere Dinge konnten wir nicht zu Ende bringen, es lagen Steine im Weg oder wir hatten keine Kraft, den Weg weiterzugehen.

An Mabon versuchen wir auch, die positiven Aspekte aus dem, was wir geschaffen und erhalten haben, herauszustellen. Wir beleuchten positive Momente und schauen zurück auf den Anfang des Jahres, auf die Visionen und Pläne, die wir hatten. Für all die guten Dinge danken wir der Göttin/dem Gott, bringen das eine oder andere Opfer dar und wählen aus den angefangenen Dingen und Möglichkeiten die Dinge aus, die wir bis Ende des Jahres noch weiterbearbeiten oder verfolgen wollen. Noch herrscht in der Natur Lebendigkeit und Licht, Farbe und Wärme. Es gilt, soviel wie möglich von alle dem einzufangen, um die dunkle Zeit, die sogenannte Ruhezeit, die mit dem Fest Samhain beginnt, gut zu überstehen. Wer viele Kraftreserven und schöne Erinnerungen für sich sammelt, wird auch die dunkelsten Tage überstehen.

Meine schönste Erinnerung bleibt sicherlich erstmal das Segeln, viele schöne Momente am Meer, die Besuche in Hamburg und Lübeck, die Treffen mit einer lieben Freundin, die Jahreskreisfeste, meine Ausflüge zum Matronentempel und die vielen schönen Konzerte, die ich bislang in diesem Jahr erleben konnte. Vor mir liegt noch eine spannende, aber hoffentlich ruhige Zeit. Ich will sie nutzen, um im nächsten Jahr meine Ausbildung abzuschließen und danach etwas Neues zu starten.

Sonntag, 17. Juli 2011

Mein schwarze Seite: Das Amphi Festival.

2008 fing alles an. Meine Freundin, die ihr Leben ganz der Gothic-Szene widmet, rief mich an und teilte mir mit, ihre Freundin würde sich bei ihr nicht melden und sie hätte doch ein Wochendticket für das Amphi-Festival übrig und niemanden, der mit ihr kommt. Ob ich nicht Lust hätte, mitzukommen. Ich überlegte nicht lange. Viel Erfahrung, was man zu so einem Event anzieht und was da noch so musikalisch auf mich zukommt, hatte ich zu dieser Zeit nicht. Ich hatte gerade erst begonnen, in die Welt der modernen Mittelalter-Musik einzutauchen. Natürlich gibt es hier auch Überschneidungen, aber musikalisch liegen Gothic und Mittelalter trotz großer Vielfalt eher weit auseinander. Während es bei der Mittelalter/bzw. Mittelalterrockmusik doch eher noch um einzelne mittelalterliche Instrumente und aussagekräftige Texte geht (und sehr fröhliches Volk auf den Events), kommt so manche Gothic-Band auch schon mal mit einfachen Beats aus dem Computer, wenig Text und wenig Instrumenten aus. Allerdings gibt auf beiden Seiten auch immer wieder gravierende Unterschiede und auch Überschneidungen.

Ich überlegte also nicht lange und sammelte aus meinem Kleiderschrank eine schwarze Samthose, ein schwarzes Oberteil und schwarze Chucks - recht unauffällig, aber auch nicht unauthentisch. Meine Freundin kann da natürlich mit einer großen Auswahl an den tollsten und aufwendigsten Outfits glänzen. Corsagen sind das wohl häufigst getragene Kleidungsstück, Stiefel, Röcke, Strumpfhosen, aber auch immer wieder unterschiedliche Wäschestücke, Hüte und eine unglaubliche Vielfalt an kleinen Details und ideenreichen Kombinationen. Wer bislang dachte, es ist halt alles schwarz, der irrt. Allein die Tatsache, mit welchen Stoffen, in welchen Formen und mit welchen Farbkombinationen schwarze Kleidung entworfen und zusammengestellt werden kann, ist schier unglaublich. Schließlich heißt das Motto auf solchen Veranstaltungen : "Sehen und gesehen werden". ;-)

Soviel Kreativität, die mir dort entgegenschlägt, finde ich höchstens auf Fantasycons oder auch schon mal Mittelaltermärkten. Abgesehen mal von dem Mut und der hohen Akzeptanz freizügiger und ungewöhnlicher Outfits. Aber die Gothicscene erfindet sich doch immer wieder aufs Neue. Natürlich werden Trends gesetzt. Immer wieder erscheinen neue Stile, Farben, Uniformen, Berufskleidung wie sie Krankenschwestern oder Stewardessen tragen. Es gibt aber auch dazwischen immer wieder einige, die eher der Jeans- und T-Shirt Fraktion angehören. Nicht jeder schmeißt sich für so ein Festival grundlegend in Schale. Und damit sollte es auch keinen Druck erzeugen. Natürlich erschlägt mich diese Vielfalt auf meinem ersten Festivalbesuch etwas. Ich bemühe mich, mir mein Erstaunen, aber auch mein "Fremdheitsgefühl" nicht so anmerken zu lassen. Aber man kann es so gar nicht verhindern, dass man immer wieder gegenseitig auf bestimmte Personen mit auffälligen oder interessanten Outfits hinweist. Ich denke schon, dass da innerlich bei vielen Vergleiche stattfinden, wie man sich selbst empfindet und wie die anderen.

Natürlich ist so ein Event ein Mekka für Fotografen. Viele suchen sich die schönsten und interessantesten Personen heraus und fragen sie, ob sie sich fotografieren lassen möchten. Viele sind darauf vorbereitet und posten gerne für die Fotografen. Die Sammlung solcher Festivalfotos findet sich dann oftmals auf bestimmten Seiten wieder, damit der- oder diejenige sich auch selbst einmal "sehen" kann.

Die ersten Bands, die wir beim Amphi 2008 sehen, reißen mich allerdings noch nicht vom Hocker. Sie sind sehr elektronisch, erinnern mich an eine Mischung aus Depeche Mode und modernen Technobeats. Aber natürlich führen sie bei den Zuhörern vom einfachen Mitwippen bis zum Tanzen und das bleibt für mich auch die Intention dieser Art von Musik. Rockiger wird es später mit der Band "Oomph!", die von Anfang eine Faszination auf mich ausübt. Mir gefallen einige Texte und zudem die nicht ganz elektronische Musik. Mit "Augen Auf!" landeten sie 2004 einen Charthit und gelten deshalb eher als kommerziell. Sie lassen sich laut Wikipedia auch musikalisch nicht ganz einem bestimmten Stil zuordnen, gehören aber dennoch in den Gothicbereich.

2008 standen auf dem Line Up auch "Deine Lakaien", eine Kultband in der Szene, die elektronische Klänge mit Streichern verbindet. Es gibt sie bereits seit 1985 und der Sänger Alexander Veljanov hat eine markante tiefe Stimme, die beruhigend, aber auch aufrüttelnd wirken kann. Schon 2008 ging ihre Musik nicht an mir vorbei, doch beim Amphi 2011 verfolgte ich sie aufmerksamer und verlor mich doch in einigen der wunderschönen Melodien mit den Chello- und Geigeneinlagen. Mir fiel auf, dass die elektronischen Sounds und Pianoklänge mit den klassischen Instrumenten zum Großteil harmonierten. Auch wenn die tiefe Stimme des Sängers eine ganz eigene melancholische Stimmung erzeugt, wurde ich an der einen oder anderen Stelle deutlich an die Kammerpop-Band "Naked Raven" erinnert, die durchaus experimentelle Popmusik mit Chello und Geige gewisse Ähnlichkeit aufwies. Die beiden Bands gehören verschiedenen Genres an. Aber letzlich spielt das bei meinem vielfältigen Musikgeschmack überhaupt keine Rolle. Das Konzert 2011 endete jedenfalls mit einigen tollen Zugaben und hat mir sehr gut gefallen.

Neben der Musik gibt es auf dem Amphifestival auch schon mal ein schönes Alternativprogramm wie Vorträge oder Buchvorstellungen. Zu Beginn schauten wir uns einen Vortrag des Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke an, der einige spannende Details aus seiner Arbeit vorstellte. Dabei wurde z. B. Hitlers Schädel genauer untersucht und einige Fragen, die bei der Arbeit aufkamen, geklärt. Beneke erklärte seine doch z. T. sehr skurrile Arbeit mit Schädeln und Leichenteilen so gewitzt, dass bei dem Thema sich so gar keine "Düsterstimmung" einstellte. Er unterlegte seinen Vortrag mit zum Teil witzigen und interessanten Fotos und bezog auch seine Lebensgefährtin, eine studierte Psychologin, in den Vortrag mitein.

Das Wetter spielte bei dem diesjährigen Amphi leider nicht ganz so gut mit. Der Samstag begann zwar warm und trocken, im Laufe des Tages zog es sich jedoch immer mehr zu und Regen setzte ein. Die Tour ums Gelände mit seinen vielen Ständen mit Kleidung, Accessoires, Musikcd's, Merchandise und Getränken und Gastronomie wurde mit Schirm beschritten. Meine Freundin kaufte sich dann auch einen großen wunderschönen schwarzen Schirm, unter dem zwei Personen Platz hatten. Gegessen habe ich dann ein paar asiatische Nudeln - natürlich auch unterm Schirm. ;-)

Außer den Lakaien sah ich zudem noch die Band "Tanzwut", die eine Mischung aus Elektronik und Mittelalter-Elementen spielt, "die Krupps" und ein paar Stücke von "Samsas Traum". Eigentlich stand an diesem Samstag ursprünglich "Subway to sally" auf dem Programm. Die mittelalterliche Rockband wurde aber auf den Sonntag verschoben. Da ich aber nur über eine Tageskarte verfügte, war es mir nicht möglich die Band zu sehen. Ich hoffe, es kommt noch die eine oder andere Gelegenheit für ein Konzert.

Zum Schluss standen wir jedenfalls im Trockenen unter den Dächern des Kölner Tanzbrunnens, hatten einige skurrile aber auch nette Begegnungen, Bekannte wiedergetroffen, andere verloren und uns sehr viel ausgetauscht. Nächstes Jahr stehen die "Sisters of Mercy" auf dem Programm und ich hoffe sehr, dass ich wieder mit von der Partie(y) sein kann!

Sonntag, 5. Juni 2011

Unforgettable....Saori Jo rockt Remscheid...

Ich habe dieses Wochenende nicht nur zwei Konzerte erlebt. Genaugenommen habe ich die Sängerin und Pianistin Saori Jo mit und ohne Band so oft spielen gehört, dass ich nicht zählen könnte, wie viele Stücke sie insgesamt gespielt hat. Das offizielle Konzert fand am Freitagabend im Rotationstheater in Remscheid-Lennep statt. Das Konzert war ausverkauft und ursprünglich sollte ein zweites Konzert am Samstag im Theater stattfinden, wozu es dann aber nicht kam. Also durfte man gestern abend die Band nochmal in dem kleinen Café genießen. Nach 2 1/2 Stunden Zugfahrt nach Remscheid war ich doch etwas geschafft - der Hitze sei Dank. Aber als ich ankam, wurde ich direkt mit bekannten Klängen belohnt. Saori saß mit dem Rücken zum Publikum an dem Klavier mit offener Front - so dass man einen richtigen Einblick in die Mechanik hatte. Miguel und Föss saßen schon fast im Türbereich - es war also doch eher wie ein kleines Wohnzimmerkonzert. Das machte auch die besondere Atmosphäre aus und zudem gab es Sachen zu hören, die ich sonst von Saori und Band nicht zu hören bekomme. Eines der besten Stücke war für mich "Nights in white satin", dass Saori in eine Version aus Blues und Reggae verwandelte. Immer wieder gab es sowohl Cover, als auch eigene Stücke zu hören, die mit Miguel an der Akustikgitarre deutlich anders klangen, als am Vortag. Kein Wunder, das zweite Konzert war auch eher ein "Unplugged"-Konzert. Zum guten Schluss spielte Saori für uns "Wonderful world" - das Stück, das bei den Jethro Tull-Konzerten immer am Ende des Konzertes eingespielt wird.

Nach dem grandiosen Auftritt verabschiedeteten wir uns wieder von den ersten Fans, das Café leerte sich zusehends. Der "harte Kern" blieb jedoch noch für Stunden. Ich musste mich mal wieder mit der englischen Sprache rumschlagen und hörte zudem zu, was Miguel und die anderen erzählten. Saori redete mit Frank auf französisch und genoss ihren Wein. Ich gönnte mir ein Stück von dem leckeren Schokokuchen (Kuchen ist immer da!). Irgendwann ging die Tür auf und drei Jazzmusiker kamen ins Café - sie brachten ihr Equipment für das Jazzfrühstück am nächsten Morgen. Und irgendwann hörte ich schon wieder Klavierklänge. Saori probierte alles aus, was sie jemals gelernt hatte. Selbst deutsche Weihnachtslieder waren dabei und mit einem breiten Grinsen im Gesicht und Lachanfällen sangen wir "Stille Nacht" oder "Oh Tannenbaum" mit. Dann waren wir auf einmal bei französischen Chansons, italienischen Klassikern oder spanischen Songs. Somit dauerte es auch nicht lange, bis Miguel oder Föss die Gitarre ergiff und Johannes, unser Wirt, seine Ukulele. Spannende Intrumentgefechte entstanden, interessante Liedvariationen, Geklopfe, Geklatsche und Gesang auf allen Seiten. An diesem Abend hab ich zudem auch gelernt, wie cool sich Nirvana, Pink Floyd oder die Eagles auf dem Klavier anhören können. Ich war bereits weit weg von einem normalen Konzert oder einem der wunderschönen Meets, die ich mit Musikern immer wieder erlebe. Ich war bereits mitten in einer Session, wie sie mir von meinem Vater so oft vorgeschwärmt worden war - jeder greift nach Feierabend einfach nach seinem Instrument und spielt. Zwischendurch wird gegessen, getrunken, geraucht, geredet. Irgendwann gegen halb drei waren wir dann aber doch alle müde. Inzwischen hatte sich die sommerliche Schwüle in Regenluft verwandelt. Doch auch als ich nach draußen in den Regen spaziere habe ich das Gefühl, der Traum ist noch nicht zuende....Fortsetzung folgt.